Verbot der Osteopathie und Craniosacrale Therapie für Säuglinge und Kinder gefordert

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Glaubenstherapie gut für Erwachsene aber nicht für Kinder
Wenn ein Erwachsener sich mit einer Glaubenstherapie wie z.B. mit Osteopathie, Craniosacrale "Therapie", Homöopathie oder Reiki behandeln lassen möchte, ist das seine ganz eigene Entscheidung, was auch immer er sich davon erhoffen mag. In Deutschland haben wir ja Glaubensfreiheit ;-) Aber wie sieht es aus, wenn ein Kind oder Säugling mit zweifelhaften und obskuren Behandlungsmethoden ohne einen medizinischen Wirksamkeitsnachweis behandelt werden soll? Ein Säugling kann weder seinen Willen äußern, noch ist ein Kleinkind oder Kind in der Lage sich angemessen vorher zu informieren. Es ist dem Willen seiner Erziehungsberechtigten "ausgeliefert". Diese wollen natürlich nur das Beste für Ihr Kind. Aber nicht immer ist das angeblich Beste auch das wirklich Beste.* Kinder stehen in Deutschland unter dem besonderen Schutz des Gesetzes. Hier hat der Staat viele Eingriffsmöglichkeiten. Leider fallen unter diesen Schutz nicht die pseudo-medizinischen Behandlungsmethoden. Bevor im nazi-gebeutelten, alternativmedizinischen Deutschland ein Verbot einer noch so zweifelhaften Therapieform ausgesprochen wird, fällt eher der Affe vom Baum. So brutal und zynisch das klingen mag, dafür müssten erst ein paar Kinder sterben. Siehe ein aktuelles Beispiel aus den USA, wo der Tod von zehn Babies aufgrund der Verabreichung von homöopathischen Arzneimitteln untersucht wird. Ein anderes aktuelles Beispiel ist der Tod eines 7-jährigen nach Mittelohrentzündung.
Zitat aus dem aktuellen Sektenbericht NRW (April 2018):
"Die Handlungsweise eines Menschen kann durch eine Glaubensüberzeugung so fehlgeleitet werden, dass Eltern, die ihre Kinder durchaus lieb haben, ihnen trotzdem Schaden zufügen. So gibt es beispielsweise Eltern, die aus Glaubensgründen schulmedizinische Behandlungen für ihre Kinder verweigern oder ihre Kinder züchti­gen oder vehement den Schulbesuch ablehnen. In einigen wenigen Fällen gibt es sogar Eltern, die Ihre Kinder bereits im Sinne des radikalen Salafismus erziehen. Wer mögliche Gefahren im Kontext neuer Glaubensgemeinschaften tabuisiert, duldet unter Umständen erhebliche Grenzverletzungen gegenüber Kindern. Es ist daher ein Anliegen der Beratungsstelle, für mögliche Probleme in diesem Zusammenhang zu sensibilisieren, ohne jede alternative Religiosität unter Generalverdacht zu stellen."
Quelle: http://sekten-info-nrw.de/index.php?option=com_content&task=view&id=336&Itemid=1

Bericht eines Craniosacral-Therapeuten
Ein ehemaliger Behandler der "Craniosacralen Therapie" erzählt: "Als Behandler kann man den Eltern leicht ein X für ein U vormachen, im Übrigen viele X´e für viele U´s. Man erzählt z.B. von Energiezysten im Bauch, die durch die schwere Geburt in den kleinen Körper gelang sind (wie die Geburt verlief, hat man vorher in der Anamnese genauestens befragt) oder von Blockaden in den oberen Kopfgelenken, die die Schiefhaltung des kleines Körpers verursachen. "Energiezyste" und "Blockade" sind Begriffe, die immer gut ankommen und Ihre Wirkung nicht verfehlen. Wer an alternativmedizinische Methoden glaubt, wird auch alles glauben, was ich ihm plausibel und wie selbstverständlich erzähle. Ich tue so, als seien "Energiezysten" das selbstverständlichste auf der Welt, ein notwendiges Übel, dass jeden treffen kann. Ich weiss und rechne damit, dass meine Patienten Ihre Erfahrungen weitererzählen und dazu beitragen werden, mir neue Patienten zu bringen. So habe ich früher ganze Familien und Nachbarn dieser Familien behandelt, alles aufgrund der Mundpropaganda."

Schützenhilfe durch die Krankenkassen
Der ehemalige Craniosacral-Therapeut ergänzt: "wenn die Krankenkassen sogar Kosten hierfür übernehmen ist es schon fast paradiesisch und ich muss mir als Behandler keine Sorgen mehr machen. Mein Berufsverband sorgt darüber hinaus für genug Lobby-Arbeit, so dass meine Methode immer populärer wird. Auch nach einer Behandlungsserie, die sich über Wochen oder Monate hinzieht, wird es dem Kind in jedem Fall besser gehen. Die sogenannten 3-Monatskoliken sind zum Beispiel bei vielen Kindern schlagartig vorbei und wenn es dem Kind besser geht, kann ich das ganz leicht meinen Behandlungen zuschreiben."

Links:
http://edzardernst.com/2016/07/common-tricks-of-the-quackery-trade-part-1/
https://www.gwup.org/infos/themen/77-komplementaer-und-alternativmedizin-cam/771-werden-sie-scharlatan
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23776117
http://adc.bmj.com/content/early/2011/02/23/adc.2010.199877.abstract
http://news.doccheck.com/de/blog/post/4510-osteopathie-homoeopathie-und-andere-quacksalber-auf-kasse/
http://www.zeit.de/2016/33/osteopathie-babies-orthopaedie-gesundheit-medizin-saeuglinge
https://blog.psiram.com/2014/11/die-krankenkassen-und-die-paramedizin-1-wo-kommt-das-her-und-wie-wird-man-das-los/

https://www.kinderaerzte-im-netz.de/media/53ec90b733af614b730028c3/source/20061222174343_kranisakraltherapie.pdf

Siehe auch den aktuellen Artikel der F.A.Z.: Behandlungen durch Heilpraktiker, deren medizinischer Nutzen nicht eindeutig erwiesen ist, sollten verboten werden können.

*Zitat aus dem Zeit-Online Artikel vom 18.8.2016: "Qualitativ hochwertige Studien, die eine Wirksamkeit der Osteopathie bei Säuglingen und Kindern belegen, existieren nicht"...


Siehe auch den aktuellen wissenschaftlichen Beitrag eines Kollegen aus Wuppertal. Dieser kommt zu dem Schluss: "....vor dem Hintergrund der mangelnden Wirksamkeitsnachweise der Kinderosteopathie ist das Nutzen-/Kosten-Verhältnis hier als negativ zu bewerten.
Kinderosteopathie hat eine geringe wissenschaftliche Plausibilität. Die klinische Wirksamkeit lässt sich bei qualitativ hochwertigen Studien nicht nachweisen. Aufgrund der vorhanden möglichen Nebenwirkungen und der mangelnden Wirksamkeit fällt meine Empfehlung für Kinderosteopathie negativ aus."

Siehe auch den aktuellen kritischen Artikel zur Kinderosteopathie von meinem geschätzten Kollegen Tobias Saueressig aus Wuppertal, hier.



ergänzt am 27.8.2018

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