Was Osteopathie ist und was Sie nicht ist - eine Zusammenfassung in 25 Thesen

1. Osteopathie (und alle deren verwandte oder aus Ihr abgeleiteten Therapieformen wie z.B. die sogenannte Craniosacrale Therapie, Fascial Balancing, Faszientherapie nach Typaldos usw.) ist keine Heilmethode, sondern eine Pseudo-Heilmethode ähnlich der Homöopathie, oder Kinesiologie - ohne jeglichen seriösen wissenschaftlichen und medizinischen Hintergrund.

2. Osteopathie ist keine Medizin.

3. Osteopathie beruht weder auf anatomischen noch physiologischen Prinzipien, sondern bedient sich der Naturwissenschaften, um sich Seriosität und Wissenschaftlichkeit zu einzuverleiben. 

4. Osteopathie ist wissenschaftlich nicht replizierbar, d.h. selbst bei identischen Versuchsbedingungen kommen unterschiedliche Ergebnisse zustande. Behandler mit gleichen Qualifikationen kommen zu ganz unterschiedlichen Befunden am selben Patienten. Befunde in der Osteopathie sind alles Befunde, die auf purem Zufall und Glück beruhen und nur abhängig von der Phantasie des Behandlers sind. Sie entziehen sich objektiven Messungen. Die gesamte Diagnostik hat also eher etwas mit dem zu tun, der die Methode ausführt, als mit dem, der mit dieser Methode untersucht werden soll. Schlimmer geht´s kaum noch. 

5. Osteopathie ist nicht evidenz-basiert, siehe auch hier.


6. Die Grundfesten (Axiome) der Osteopathie beruhen auf irrationalen, mystischen Annahmen, wie dem sogenannten "Breath of Life", dem "Primären respiratorischen Mechanismus", dem sogenannten Craniosacralen Rhythmus, angeblichen Läsionen und einem alten, falschen, reduktionistischen und magisch-mystischem Weltbild. Das zu ignorieren, ist grob fahrlässig.

7. Die Behauptung der Osteopathie, dass man über eine manuelle Behandlung der Schädelknochen die Gesundheit eines Menschen beeinflussen kann, ist nicht durch gute wissenschaftliche Untersuchungen / Studien gesichert. Die Schädelknochen fusionieren meist im Erwachsenenalter und, wenn Sie doch beweglich bleiben (aufgrund biologisch-genetischer Variabilität), dann sind die Bewegungen in der Grössenordnung von Einhundersttel-Millimeter, jenseits der menschlichen Wahrnehmungsfähigkeit und auch weder durch Druck oder Zug zu beeinflussen.

8. Osteopathie hat eine starke Lobby, die medial sehr präsent ist und politische Entscheidungen wie zugunsten eines eigenen, anerkannten, medizinischen Berufes herbeiführen will. Dagegen wehren sich die deutsche Ärzteschaft und die Berufsverbände der Heilmittelerbringer wie z.B. die der Physiotherapeuten. 

9. Pseudowissenschaftler unterstützen die Osteopathie mit oft ungenügenden Studien, die dann schnell entweder in hauseigenen oder sehr zweifelhaften Fachzeitschriften veröffentlicht werden. Siehe die inzwischen gelisteten Raubverlage, in denen viele Pseudowissenschaftler gerne publizieren hier.

10. Osteopathie ist privates Wissen und nicht Bestandteil eines öffentlichen Curriculums.

11. Der Begriff "Osteopath" ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Dies hat kürzlich auch das Bundesverwaltungsgericht in einem wichtigen Urteil festgestellt, siehe hier.

12. Osteopathie ist sehr beliebt bei Sportlern und deren Therapeuten (und wird unter der Hand nicht selten als "Wundermethode" gehandelt).

13. Mit der Osteopathie werden viele Säuglinge behandelt, obwohl es nicht eine einzige unabhängige wissenschaftliche Studie gibt, die ihre Wirksamkeit belegen würde. Über den Schaden, den diese Methode möglicherweise bei Säuglingen anrichtet, gibt es ebenfalls nicht eine einzige Studie! Siehe auch hier. Namhafte deutsche Kinderärzte haben bereits 2005 vor dieser Methode gewarnt.

14. Osteopathie ist teuer, sowohl für die, die sich darin ausbilden lassen als auch für den Verbraucher.

15. Osteopathie ist pure Phantasie, gut vermarktete Science-Fiction.

16. Osteopathie steht zur Medizin wie Astrologie zur Astronomie.

17. Osteopathie ist keine sanfte Methode, sondern hat auch chiropraktische und manipulatorische Handgriffe, die sehr gefährlich sein können (Halswirbelsäule) oder Schmerzen verursachen können, so im Bauchraum.

18. Osteopathie ist darüber hinaus Handauflegen in einer meist angenehmen Atmosphäre.

19. Osteopathie ist nicht ganzheitlich, es fehlt ihr die gesamte Psychologie. Eigene Untersuchungsmethoden sind nicht vorhanden.

20. Osteopathie hat nichts mit "Manueller Therapie" gemeinsam. Letztere beruht auf biomechanischen Prinzipien, die die Osteopathie ablehnt. Eine verallgemeinernde Zuordnung von osteopathischen Techniken zur "Manuellen Therapie" ist falsch. Nicht alle medizinischen Techniken, die manuell ausgeführt werden, sind Techniken aus der "Manuellen Therapie" (zum Beispiel die Klassische Massagetherapie oder die Manuelle Lymphdrainage). Die "Manuelle Therapie" als Behandlungsmethode ist genau definiert und gesetzlich geschützt. An dieser Definition hat sich nichts geändert.

21. Einige Anbieter von Osteopathie haben innere Strukturen, die an Scientology erinnern.

22. Hinter der Osteopathie steht keine medizinische und universelle Methode, sondern die Durchsetzung von privaten Interessen.

23. Was Osteopathie sein soll, ist vollkommen nebulös. Eindeutige Definitionen gibt es nicht, siehe hier.

24. In der Osteopathie wird letztlich versucht, unhaltbare Prämissen ("Breath of life" Konzept, "primärer respiratorischer Mechanismus", "Craniosacraler Rhythmus", "Mittellinie", "Tide" u.a.) mit anerkannten wissenschaftlichen Methoden aus Anatomie und Physiologie zu belegen. Es wird in der Osteopathie von komplett irrwitzigen Annahmen ausgegangen, die mit einem immens grossen Aufwand zu beweisen versucht werden. Alle vernünftigen Schlussfolgerungen aus Anatomie, Physiologie und alle seriösen, validen und fundierten, medizinischen Untersuchungen und Studien widerlegen jedoch das gesamte Konzept der Osteopathie (z.B. die angebliche Beweglichkeit der einzelnen Schädelknochen im Erwachsenenalter oder dass die Behandlung von Schädelknochen irgendeinen Einfluss auf die Gesundheit eines Menschen haben kann).

25. In der Osteopathie wird nahezu krankhaft an Dinge geglaubt, die es nicht gibt.

Weitere kritische Infos zur Osteopathie finden Sie hier.

Zur Beurteilung alternativer Heilmethoden siehe auch das Faltblatt der Sekten-Beratungsstelle NRW.

Siehe auch eine aktuellen Bericht des IGel Monitors im Auftrag des Medizinischen Dienstes des Bundesverbandes der Krankenkassen. Ergebnis: unklar! Zitat: "Gesamt-Fazit Da in allen Konstellationen (chronischer, akuter, subakuter Kreuzschmerz; alleinige / ergänzende An- wendung der Osteopathie) die Nutzen-Schaden-Bilanzierung zur selben Aussage führt, ist ein gemeinsames Fazit möglich: Insgesamt bewerten wir die IGeL „Osteopathie zur Therapie bei unspezifischen Rückenschmerzen“ als „unklar“. Herausgabe der Studie war der 6.4.2018.



in Überarbeitung seit 23.11.2022 
(noch nicht abgeschlossen)




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