Sind die sogenannte "Osteopathie" und "CranioSacrale Therapie" esoterische Methoden? - Teil 1

Es ist zweifelsfrei, dass die sogenannte "Osteopathie" und "Craniosacrale Therapie" in Deutschland und auch anderswo in Europa umstrittene Methoden in Bezug auf die wissenschaftlich fundierte und evidenzbasierte Medizin sind. 

Die Osteopathie wird in Deutschland bei Ärzten nur von einer sehr kleinen Minderheit angeboten, die meisten Physiotherapeuten lehnen diese Methoden ab. Nur bei den Heilpraktikern finden diese Methoden uneingeschränkten Zuspruch. Es verwundert also nicht, dass es gerade die osteopathisch ausgerichteten Heilpraktikerverbände sind, die die Osteopathie im deutschen Gesundheitswesen verankert sehen möchten. Erstaunlich ist, dass Heilpraktiker Osteopathie / Craniosacrale Therapie sogar schon nach dem Besuch eines einzigen Wochenendseminars anbieten können. Doch was ist dran an diesen Methoden? Diese Frage habe ich hier im Blog schon mehrfach zu beantworten versucht und mittlerweile gibt es über 120.000 von Google registrierte Zugriffe seit 11/2013 und die eindeutige Antwort darauf lautet: "gar nichts" bis maximal "nicht viel"! - Noch nie ist nachgewiesenermassen auch nur ein einziger Patient durch diese Methoden geheilt worden. Wichtig ist die Kenntnis, dass es sich bei diesen Methoden um privates Wissen handelt, dass - oft markenrechtlich geschützt - in privaten Kursen und von Privatanbietern verbreitet wird. Dies ist ein Kardinal-Kriterium im Vergleich zum öffentlich-medizinischen Wissen, das z.B. in Universitäten oder Fachschulen gelehrt wird.

Das Interesse an Aufklärung bediene ich gerne weiter. Heute möchte die den Bezug der sogenannten "Osteopathie" und der sogenannten "Craniosacralen Therapie" zur Esoterik untersuchen. Schauen wir einmal ins www. auf das, was andere Autoren dazu schreiben:

1. Prof. Dr. med. Manfred Wiese schreibt, Zitat:
"Die Lebensführung und Gedankenwelt von A. Taylor Still, auf den die Osteopathie ursächlich zurückgeht, sowie auch die von John Upledger, des Begründers der Craniosakralen Therapie, war stark esoterisch geprägt. Deshalb können geistartige Wirkungen bei einer Therapieanwendung nicht ausgeschlossen werden, da Wurzel und Frucht einer Methode niemals zu trennen sind. Schlüsselbegriffe sind hier: Lebenskraft, kosmische Energie, das Unendliche...."

2. Die Bundesärztekammer stellt fest, Zitat:
"Wie jedes andere philosophische Gedankengebäude lassen sich die konzeptionellen Annahmen der „Osteopathie“ nicht naturwissenschaftlich, beispielsweise im Sinne der Evidenzbeurteilung, untersuchen....Dabei wird klar, dass das Theorem der „Osteopathie“ starke historische Wurzeln hat....Studien über die Wirksamkeit der Kraniosakraltherapie weisen methodische Mängel auf, die Wirkweise bleibt spekulativ. ....Bei den philosophischen Grundlagen der „Osteopathie“ bewegt man sich dagegen auf dem Gebiet der Weltanschauung, für die es keine Evidenz im naturwissenschaftlichen Sinne geben kann...."

3. Ein wissenschaftlicher Osteopath aus Karlsruhe schreibt, Zitat:
"Im Unterschied zu der in Europa weit verbreiteten, esoterischen Osteopathie.....Zunächst einmal ist ´Osteopathie´ keine medizinische Fachrichtung, sondern ein Marketingkonzept der "Alternativmedizin"...´Osteopathie´ ist zudem kein wissenschaftlich anerkanntes Verfahren, es existieren dafür keine AWMFLeitlinien von Fachgesellschaften der Medizin....Auch gibt es keine Anwendungsbereiche, die sich pauschal auf Lebensphasen beziehen, wie sie esoterische Osteopathen gerne bewerben. Beispiele dafür sind: "Generelle Osteopathische Untersuchung bei Babys und Kindern als O1, O2", generell bei Schwangerschaft usw...."

4. Die Beratungsstelle der SektenInfo.nrw schreibt:
"52% aller Deutschen glauben, dass „ganzheitliche Heilverfahren“ eine Alternative zur Schulmedizin darstellen. „Alternative Heilmethoden“ werden von 80% der Frauen und 60% der Männer angewandt. In einer EMNID-Umfrage glaubten 48% der Befragten, dass körperliches und seelisches Wohlbefinden vom Stand der Sterne oder vom Mond beeinflusst werden (Straube, 2005). Nur noch eine Minderheit der Gesellschaft kann als Esoterikverweigerer bezeichnet werden. Inzwischen wird bereits von einer kulturellen Etablierung der Esoterik gesprochen."
"Der Begriff „Esoterik“ stammt aus der Neuzeit und steht seit dem 19. Jahrhundert als Sammelbegriff für verschiedene überlieferte okkulte und magische Praktiken. Gemeinsam ist diesen, dass die spirituelle oder intuitive Erfahrung über wissenschaftlichen Methoden des Erkenntnisgewinns steht. Gott wird nicht als persönliches Gegenüber gedacht, sondern als „höchste Schwingung“, „fließende“ oder „kosmische Energie“. Neben der sichtbaren Welt gibt es eine geistige, höher entwickelte Welt, zu der Kontakt aufgenommen werden kann. Ziel ist es, die eigene Göttlichkeit zum Erwachen zu bringen. Damit verbunden sind Erleuchtung, Glück, Zufriedenheit und Erfolg."

Fazit
Für den christlich geprägten Prof. Wiese (1) sollten alle Christen die Finger von den für ihn okkulten Methoden wie die Osteopathie und die Craniosacrale Therapie lassen. Die Bundesärztekammer (2) als öffentliche Institution muss sich ausgewogener ausdrücken, lässt aber durch die Blume durchblicken, dass es sich sowohl bei der Osteopathie als auch der Craniosacralen Therapie um Methoden mit streckenweise wenig seriösen Inhalten handele. Man bewege sich auf dem Gebiet der Weltanschauung. Das aus dem Munde von anerkannten Medizinern, bedeutet nichts anderes als Unsinn. Interessant ist die Stellungnahme des Herrn C. aus K. (3), der in die eigenen Reihen hineinuriniert. Er unterscheidet die seriösen, wissenschaftlichen Osteopathen gemäss den Standards der USA mit Schwerpunkt "Parietale O." und die europäischen, esoterischen Osteopathen mit allerlei Heilversprechen und den Schwerpunkten "Viszerale O." und "Craniale O.".  Die Beratungsstelle SektenInfo.nrw. (4) schliesslich beschäftigt sich eher allgemein mit dem Thema "Esoterik". Osteopathie und Craniosacrale Therapie werden nicht explizit genannt, können aber ohne weiteres vielen der genannten Kriterien für Esoterikgruppierungen zugeordnet werden. Den von der Sektenstelle bereitgestellten Kriterienkatalog finden Sie hier. Im Übrigen sei Esoterik nach einer Emnid-Umfrage mittlerweile gesellschaftlich von einer Mehrheit akzeptiert.

Meinung von Volker H. Richter vom 8.11.2020:
Was an der Osteopathie esoterisch sein soll? Ganz einfach: in der evidenzbasierten Medizin kann ich als Laie die Dinge (weitestgehend) auch nachvollziehen. Ich kann meinen Atem spüren. Ich kann meinen arteriellen Puls fühlen. Ich kann eine Fraktur auf dem Röntgenbild sehen. Ich kann mithilfe des Radiologen gemeinsam ein MRT betrachten und nachvollziehen, was festgestellt wurde. Ich kann meine Blutwerte messen und mich darüber aufklären lassen usw. Mit anderen Worten: die evidenzbasierte Medizin ist transparent und stimmt mit den anerkannten anatomischen und physiologischen Kenntnissen über den Menschen überein. Diese sind auch für einen medizinischen Laien nachvollziehbar.

Was kann ich in der Osteopathie nachvollziehen? Nichts! Ich kann keinen Craniosacralen Rhythmus spüren. Ich kann nicht spüren, wie die Schädelknochen - angeblich - ganz fein pulsieren. Ich kann keine somatische Dysfunktionen an mir wahrnehmen. Ich kann nicht die Energie spüren, die eine osteopathische Therapeutin mit einen V-Spread von A nach B durch meinen Körper schickt usw. Und in dem Mischmasch von Techniken, die in einer osteopathischen Sitzung zur Anwendung kommen, kann ich nicht unterscheiden, welche davon rein osteopathisch sind und welche Techniken anderen Behandlungsformen entliehen wurden (wie z.B. aus der Manuellen Therapie, Techniken aus der Physiotherapie allgemein).

Ich kann nur glauben, dass das, was der Osteopath sagt, irgendwie stimmt, wahr ist. Das ist das Geheimwissen, um das es geht! Wie der Osteopath zu seiner „Diagnose“ kommt, was er da genau mit seinen Händen fühlt: nichts davon ist nachvollziehbar für einen medizinischen Laien. Eine Zerrung oder Rückenschmerzen kann der medizinische Laie sehr wohl nachvollziehen.

Wie unterschiedlich und irreführend die osteopathischen, diagnostischen Methoden insbesondere, die mit den Händen ausgeführten sein können, haben viele Studien bewiesen.

Siehe hier: https://bmccomplementmedtherapies.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12906-018-2098-8 und hier: http://faculty.une.edu/com/shartman/sram.pdf

Die Studienergebnisse von Hartmann und Norton aus dem Jahr 2002 sind bis heute nicht eindeutig und unmissverständlich mit einer ebenso hochwertigen Studie widerlegt worden!! Nur minderwertige Studien kommen zu (auch nur teilweise) positiven Ergebnissen.

Schon 2005 veröffentliche die Stiftung Warentest ein Buch mit dem Titel "Die andere Medizin" dort steht zur "Kraniosacral-Therapie" Zitate:

1. "In den 1970-er Jahren wurden diese Ideen von dem Chirurgen und Osteopathen John E. Upledger aufgegriffen und weiterentwickelt. Vor zwei Jahrzehnten erlebte diese Methode, oft erweitert um esoterisches Gedankengut ein Aufschwung unter Masseuren, Heilpraktikern und Laienheilern...." {Hervorhebung durch den Blog-Autor}.

2. "Bewertung - Die therapeutische Wirksamkeit der Kraniosacraltherapie ist nicht nachgewiesen. Die Kraniosacraltherapie ist zur Diagnostik und Therapie von Krankheiten und Beschwerden nicht geeignet."



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