Der deutsche Osteopath und seine Stellung in unserem Gesundheitssystem

Wer sich "Osteopath" nennt suggeriert damit, als ob es sich um einen regulären Berufstitel handeln würde, der z.B. aufgrund eines staatlich reglementierten Ausbildungscurriculums erlangt wurde. Dies ist jedoch nicht der Fall.

"Osteopath" ist eine reine Phantasiebezeichnung für eine Tätigkeit im Dunst-Kreis der sogenannten "Alternativ-Medizin" ähnlich wie andere Phantasie-Begriffe: "Tantra-Masseur", "Reiki-Meister, 8. Grad", "Karaoke-Therapeut" oder "Manual-Therapeut".

Der Begriff der "Alternativ-Medizin" ist an sich schon irreführend, denn er suggeriert, als ob es eine Alternative zur evidenzbasierten Medizin geben würde. Auch dies ist nicht der Fall. (Im englischen Sprachgebrauch hat sich für "Alternativ-Medizin" mittlerweile die Bezeichnung "SCAM" für "So Called Alternative Medicine" durchgesetzt.) 

"Osteopath" ist weder ein staatlich anerkannter Beruf, noch eine staatlich geschützte Bezeichnung, wie z.B. der Beruf des "Physiotherapeuten" oder der einer "Altenpflegerin".

In Deutschland bieten hauptsächlich Heilpraktiker die sogenannte "Osteopathie" an. Heilpraktiker sind medizinische Laien mit mindestens Hauptschulabschluss, einmalig überprüft und dann zugelassen von einem Gesundheitsamt. In der Überprüfung wird kein praktisches Fachwissen wie z.B. "Richtige Anwendungen von Akupunkturnadeln" abgefragt.  

Laut der aktuellen Rechtsprechung ordnen viele Gerichte die "Osteopathie" und deren Derivate wie z.B. die sogenannte "Craniosacrale Therapie" mittlerweile der Heilkunde zu, so 2015 das OLG Düsseldorf mit seinem bahnbrechenden Osteopathie-Urteil und 2019 das Bundesverwaltungsgericht.

Woher nehmen die hier ansässigen "Osteopathen" nun Ihre Begriffshoheit? In vielen europäischen Ländern wie Belgien, Frankreich, England oder Deutschland kann man zum Beispiel in privaten Akademien den Abschluss "D.O.®" oder "DO" erwerben. Dies ist aber kein akademischer Grad, sondern das sind Wortmarken (im Feld >> Im Suchfeld "Marke" bitte den Begriff "Osteopathie" eingeben.)

In Deutschland gibt es ein ganzes Arsenal an Phantasieabkürzungen, viele davon sind beim Patentamt in München eingetragen und somit markenrechtlich geschützt. (Eine einfache Recherche hierzu mit dem Begriff "Upledger" oder "D.O." führt zu entsprechenden Ergebnissen.). 
Dadurch wird eines ganz klar: es handelt sich um erfundene Bezeichnungen. Das "D" bei "DO" soll dabei "Diplom" bedeuten. Das hat aber nichts mit einem Diplom im Sinne eines Arzt-Diploms zu tun, der ein ganzes Medizinstudium durchlaufen und einen entsprechenden akademischen Abschluss hat, sondern ist ein aufgehübschter Titel, der eine höhere Qualifikation suggerieren soll. "D.O."in den USA dagegen ist die offizielle Abkürzung für Ärzte (wie M.D. für "Medical Doctor"), die ein medizinisches Studium durchlaufen haben mit Zusatzausbildung in Osteopathie und bedeutet "Doctor of Osteopathy" siehe hier.

Wenn man im neuen Nationalen Gesundheitsportal der Bundesregierung den Begriff "Osteopathie" eingibt, ist das Suchergebnis "null", es gibt keine Einträge diesem Thema. Ebenso wenn Sie "Osteopathie" bei der grössten deutschen Krankenkasse AOK "Osteopathie" eingeben. Trotz grösster Anstrengungen bis hin zu direkten politischen Einflussnahme durch "Osteopathen" in den demokratischen Parteien insbesondere in den ländlichen Gebieten gelingt es den Osteopathie-Gemeinschaften und Interessenverbänden nicht wirklich "Land zu gewinnen" und das ist auch gut so. In ländlichen Regionen ist die Akzeptanz von "SCAM-Therapien" generell höher als in den Städten. Allein in Bayern hat sich in den letzten Jahren die Zahl der Heilpraktiker nahezu verdoppelt. Entsprechend wurde Ihre Lobby gestärkt und man drängelt sich in die Politik (an der Basis, z.B. auf Ortsebene) und nimmt direkten Einfluss auf politische Entscheidungsträger.

Aktueller Buchtipp - ganz neu: "Alternativmedizin - was hilft, was schadet" GU 2021
und bereits 2006 erschienen aber nach wie vor aktuell: "Die Andere Medizin - Alternative" Heilmethoden für Sie bewertet" der Stiftung Warentest.

Siehe auch den am 25.1.2021 bei Wikipedia überarbeiteten Artikel zur Osteopathie
(Autorenschaft hier).


ergänzt /geändert am 30.3.2021

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