Die bizarren Techniken in der Osteopathie und Craniosacalen Therapie, Teil 2

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Eines der Hauptpfeiler der osteopathischen Lehre ist die Behauptung, dass Schädelnähte lebenslang nicht verknöchern und die Schädelknochen gegeneinander minimal bewegt werden können. Fehlstellungen, sog. osteopathische Läsionen, der einzelnen Schädelknochen zueinander würden die Gesundheit des betreffenden Individuums erheblich beeinflussen. Diese Fehlstellungen könne der speziell dafür ausgebildete Osteopath mit seinen Händen direkt oder indirekt über den sogenannten Craniosacralen Rhythmus wahrnehmen (palpieren) und dann mit ganz feinen Bewegungen (die sich genau wie Handauflegen anfühlen) korrigieren. 

Der Schädel, bestehend aus Gesichts- und Hirnschädel, hat 22 bis 30 Knochen, so dass es in der osteopathischen Lehre ein ganzes Konglomerat an möglichen Fehlstellungen gibt, die alle bis ins letzte Detail in den osteopathischen Lehrbüchern beschrieben sind und die angeblich alle durch osteopathische Behandlungen korrigiert werden können. Eine der dabei angewandten Techniken, ist die sogenannte "Energielenkungs-Technik" (Energy Technique), die ich bereits in Teil 1 beschrieben habe. 

Eine noch weit bizarrere Technik ist das sogenannte "Stacking" oder "Übereinanderstapeln" von verschiedenen Läsionen. Der Osteopath oder in craniosacraler Osteopathie ausgebildete Craniosacral-Therapeut (siehe auch das "Fachbuch" eines Physiotherapeuten aus Essen hierzu), nimmt die verschiedenen Fehlstellungen in ausführlichen, langatmigen Palpationen wahr und "stapelt" diese mit leichtem Druck und natürlich im Geist übereinander, gibt einen kleinen Impuls in das Gewebe und dieses würde sofort beginnen, die entsprechenden Autokorrekturen im Knochen selbst, aber auch im Knochengefüge zueinander vorzunehmen. Zum Abschluss prüft der Osteopath dann noch mal, ob jetzt alles an seinem Platz sitzt und wenn nicht, dann wird das ganze Procedere halt noch einmal wiederholt. Am Ende sollte sich ein fein balanciertes Schädelknochengefüge in einem deutlich verbesserten Wohlbefinden oder sogar Verschwinden von Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel  oder Tinnitus äussern. Osteopathen behaupten allen Ernstes mit Ihren Methoden diese Krankheiten und noch viele andere mehr zu lindern und heilen zu können (weshalb die Osteopathie ja letztlich auch der Heilkunde zugeordnet wird).

Zur Verknöcherung der Schädelnähte gibt es zwei herrschende Lehrmeinungen unter Anatomen. Die einen versichern, dass die Schädelnähte im Erwachsenenalter ossifizieren, also verknöchern. Damit wäre jegliche Beweglichkeit unter den Knochen ausgeschlossen.
Andere Anatomen sind der Ansicht, dass die Schädelnähte selbst im Erwachsenenalter nicht verknöchern. Es gäbe eine minimale Beweglichkeit in einer Grössenordnung eines hundertsten Millimeter zueinander hin und weg, sowie in eine seitliche Richtung. Diese sei aber nicht durch die menschliche Hand palpierbar (wahrnehmbar), weil dies unterhalb der menschlichen Wahrnehmungsfähigkeit läge. Diese Beweglichkeit sei ausserdem auch nicht durch aussen mechanisch beeinflussbar (also weder durch Drücken noch Ziehen).

Wenn Sie also das nächste Mal wieder bei "Ihrem" Osteopathen sind und sich vielleicht wundern, was der da wieder alles an Ihrem Kopf herumdrückt bzw. ja nur hält und zwar ganz ohne Druck, dann wissen Sie jetzt zumindest ansatzweise, was er tut oder zumindest sich und Ihnen einredet, dass er es tut.

Alles zu schön, um wahr zu sein, gell? Der Italiener sagt, dass, wenn es schon nicht wahr ist, es zumindest doch sehr schön erzählt wurde. Ein kleiner Trost. Ein schönes Märchen, ein osteopathisches Märchen, für das sehr viele dumme* Patienten sehr viel Geld zahlen.

*dumm = schlecht oder wenig informiert, naiv, gutgläubig, unkritisch.

Weitere gut recherchierte Beiträge finden sie hier.


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überarbeitet am 10.3.2018


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