Warum allgemeine Physiotherapie / Krankengymnastik der Osteopathie überlegen ist Teil 1 - Diagnostik

Viele Verbraucher  / Patienten lassen sich ergänzend zur Physiotherapie oder nur osteopathisch behandeln und viele Physiotherapeuten mit Zusatzausbildungen in Osteopathie und Co. glauben, dass Sie mit Anwendung der Osteopathie die besseren Therapeuten seien. Ich werde in verschiedenen Blogbeiträgen aufzeigen, dass die klassische (allgemeine) Physiotherapie / Krankengymnastik der Osteopathie überlegen ist.

Teil 1: Diagnostik

a. Osteopathie
Die osteopathische Diagnostik ist unsicher, nicht beständig und nicht verlässlich. Eine aktuelle Übersichtsarbeit (2018) zu diesem Thema kommt zu dem klaren Schluss - Zitat: "Conclusion The results of the systematic review lead us to conclude that well-conducted and sound evidence on the reliability and the efficacy of techniques in visceral osteopathy is absent."
Übersetzung: "Zusammenfassung - Die Resultate dieser Übersichtsarbeit führen uns zu der Schlussfolgerung, dass gut durchgeführte und klare Beweise in der Zuverlässigkeit und Effizienz von Techniken in der viszeralen Osteopthie nicht vorhanden sind."  
Der wissenschaftliche Artikel aus 2018 wurde im renommierten PMC Journal des National Center for Biotechnology Information, U.S. National Library of Medicine veröffentlicht.

Eine Übersichtsarbeit von 2016 kommt zu dem Schluss, dass craniosacrale Untersuchungsmethoden vollkommen nutzlos sind - Zitat: "Conclusion - Our results demonstrate, consistently with those of previous reviews, that methodologically strong evidence on the reliability of diagnostic procedures and the efficacy of techniques and therapeutic strategies in cranial osteopathy is almost non-existent."
Übersetzung: "Zusammenfassung - Unsere Resultate zeigen, übereinstimmend mit denen vorheriger Übersichtsarbeiten, dass ein methodisch strenger Beweis über die Zuverlässigkeit der Diagnostik und Effizienz von Techniken und therapeutischen Anwendungen in Cranialer Osteopathie praktisch nicht existieren"
Der Artikel wurde im renommierten PMC Journal des National Center for Biotechnology Information, U.S. National Library of Medicine veröffentlichtEin Synonym für Craniale Osteopathie ist die beim Verbraucher bekanntere "Craniosacrale Therapie" insbesondere die in Deutschland sehr verbreitete Upledger-Methode, die markenrechtlich geschützt ist.
Eine Einzel-Studie hatte schon 2002 gezeigt, dass es überhaupt keine Übereinstimmungen in den Tastbefunden von Osteopathen gibt. Dort wurde insbesondere der angebliche "Craniosacrale Rhythmus" als Diagnostikum untersucht. 
Quelle: http://faculty.une.edu/com/shartman/sram.pdf zitiert aus https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1564028/


b. Physiotherapie
In einer aktuellen Studie wurde die Zuverlässigkeit in der Diagnostik von Kniebeschwerden von Ärzten versus Physiotherapeuten überprüft.

Im Ergebnis gab es eine 89-prozentige Übereinstimmung von Arzt und Physiotherapeut und ist damit nach der Kappa-Messmethode als hoch einzustufen. Die Forscher fassen zusammen, dass die Zuverlässigkeit der physiotherapeutischen Diagnostik gut und die Übereinstimmung mit der ärztlichen Untersuchung hoch war.
Quelle: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29137611

Siehe auch https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29932871. Diese Übersichtsarbeit aus 2018 kommt zu dem Ergebnis, dass es bei entsprechend gut ausgebildeten Therapeuten (hier in der McKenzie Methode) eine hohe Übereinstimmung in der Diagnostik gibt. 

Fazit: es ist für den Verbraucher / Patienten viel sicherer sich in die Hände eines Physiotherapeuten zu begeben als zum Beispiel in die eines Heilpraktikers, der Osteopathie anbietet. Inzwischen gibt es auch viele Physiotherapeuten die sich in Osteopathie weitergebildet haben. Inwieweit bei diesen Therapeuten ein Mehrnutzen durch die Anwendung osteopathischer Techniken / Osteopathie besteht, ist nach der vorliegenden Studienlage jedoch zweifelhaft. Siehe auch eine aktuellen Bericht des IGel Monitors im Auftrag des Medizinischen Dienstes des Bundesverbandes der Krankenkassen. Zitat (im Bericht Seite 64): "In der zusammenfassenden Bewertung der Ergebnisse aller Nutzenendpunkte sehen wir keine Hinweise auf einen Zusatznutzen der Anwendung der Osteopathie zusätzlich zur Standardversorgung gegenüber der alleinigen Standardversorgung". 

Siehe auch in der Zeitschrift "Spiegel" vom 17.8.2018:
33 Alternativmedizinische Methoden im Check 
(unter Buchstaben C >> Craniosacraltherapie, Chiropraktik >> O Osteopathie):

CRANIOSAKRALTHERAPIE
Plausibilität: nein
Wirksamkeit (Anzahl klinischer Studien): Studienlage in der Gesamtschau negativ (rund 10)
Sicherheit: Keine direkten Nebenwirkungen ***
Kosten: Mitunter erheblich
Nutzen-Risiko-Verhältnis : Negativ"

CHIROPRAKTIK
Plausibilität: fraglich
Wirksamkeit (Anzahl klinischer Studien): Allenfalls bei wenigen Indikationen wie etwa Rückenschmerzen (rund 300)
Sicherheit: Ernste Komplikationen (inklusive Todesfälle) kommen vor
Kosten: Meist erheblich
Nutzen-Risiko-Verhältnis : Negativ

OSTEOPATHIE
Plausibilität: fraglich
Wirksamkeit (Anzahl klinischer Studien): Allenfalls bei wenigen Indikationen wie etwa Rückenschmerzen (rund 100)
Sicherheit: Ernste Komplikationen kommen vor
Kosten: Meist erheblich
Nutzen-Risiko-Verhältnis : Teilweise positiv (Rückenschmerzen)
überarbeitet am 22.11.2022

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