Der Niedergang der Osteopathie, Teil 5 (Fortsetzung der Serie " Das Ende der Osteopathie")

Seit die spanische Gesundheitsministerin 2019 verkündet hat, dass nur noch medizinische Methoden die evidenzbasiert sind, im Leistungskatalog der spanischen Krankenkassen gelistet und bezahlt werden dürfen, ist Panik unter den europäischen Osteopathen ausgebrochen, denn es ist zu befürchten, dass andere Länder der EU dem spanischen Modell folgen werden.
Bei der nächsten EU-Gesundheitsministerkonferenz werden Herr Spahn und Frau Maria Luisa Carcedo sicherlich miteinander sprechen. Mal sehen, für welche Erkenntnisse unser deutscher Gesundheitsminister sich offen zeigt. Wissenschaftliche Erkenntnisse sind ja universell, nur die daraus abgeleiteten politischen Konsequenzen differieren leider zum Teil erheblich. Das hängt auch davon ab wie esoterisch der/die politisch Verantwortliche gestrickt ist.

Um einer möglichen Entfernung aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aus Deutschland nun vorzukommen, hat die osteopathische Lobby am 9.1.2019 eine Pressemitteilung  lanciert, in dem der angebliche Segen der Osteopathie noch einmal ganz hoch gehalten wird mit einer weltweit durchgeführten Studie mit dem Titel:  "ABSCHLUSSBERICHT ÜBER EINE DER WELTWEIT GRÖSSTEN STUDIEN ZUR OSTEOPATHISCHEN BEHANDLUNG VON SÄUGLINGEN IM ERSTEN LEBENSJAHR (die OSTINF – Studie)", siehe hier.

Die Sache scheint mit heisser Luft hochgepuscht und der Leser wird in dem Artikel kräftig an der Nase herumgeführt. Als erstes wird die gigantische (und nicht überprüfbare) Zahl von angeblich 5,6 Millionen mit Osteopathie erfolgreich (?) therapierten Menschen genannt. Mag sein, dass die Zahl an sich sogar stimmt. Nur beweist das nicht die Wirksamkeit von Osteopathie. Es beweist lediglich, dass es offenbar viele uninformierte Verbraucher:innen gibt, die Hoffnung in diese medizinisch und an sich wirkungslose Methode setzen und dass die social-medialen Werbeaktionen der Osteopathie-Lobby offenbar sehr gut funktionieren. 

Erschreckend ist jedoch, dass immer mehr Kinder und Säuglinge mit Osteopathie behandelt werden. Welchen mittelbaren Schaden diese Kinder durch diese osteopathischen Behandlungen nehmen, ist nicht abschätzbar. Sicher ist, dass die angesehene "Deutsche Gesellschaft für Neuropädiatrie" schon mehrfach die osteopathische Behandlungen von Säuglingen mit guten Gründen abgelehnt hat. In dem o.g. Artikel der Osteopathie-Lobby wird dagegen suggeriert, dass es angeblich viele Kinderärzte gebe, die die Osteopathie für die Behandlungen von Säuglingen befürworten. Das Gegenteil dürfte der Fall sein, siehe die Stellungnahmen der Gesellschaft für Neuropädiatrie.
In dem o.g. Artikel wird auch verkündet, dass die Beobachtungsstudie an über 500 deutschen Säuglingen durchgeführt wurde, die mit Osteopathie im 1. Lebensjahr behandelt wurden, nur hat die Sache zwei riesige Haken:
Erstens sind Beobachtungsstudien von sehr geringer Aussagekraft, weil die Ergebnisse durch viele unwägbare Faktoren beeinflusst und verzerrt werden, zumal es ja auch eine hauseigene Studie ist und nicht von unabhängigen Wissenschaftlern durchgeführt wurde. Wissenschaftlich nennt man das einen sogenannten "bias", ein Verzerrungspotential. Mit anderen Worten: es sind keinerlei konsolidierte, konsistente oder valide Schlussfolgerungen möglich, die über vage Vermutungen hinausgingen. 
Der zweite grosse Haken an der Studie ist, dass sie noch gar nicht publiziert wurde! Das beweist, wie wichtig es der osteopathischen Lobby ist, hier erstmal Fake-News zu verbreiten und ein quasi breit angelegtes, öffentliches Briefing durchzuführen, um die Meinungen positiv in Richtung Osteopathie zu beeinflussen. Wenn hier seriös gearbeitet würde, würde man erst in einer renommierten und vor allem peer-reviewten wissenschaftlichen Zeitschrift publizieren und dann eine Pressemitteilung herausgeben und nicht umgekehrt. Mal sehen also, in welchem Provinzblatt die Studie schliesslich erscheinen wird. 

Lesen Sie bitte den wertvollen Beitrag eines wissenschaftlichen arbeitenden Kollegen aus Wuppertal zu dem Thema hier.

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komplett überarbeitet am 22.11.2022

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