Die Tricks der Osteopathen, Teil 4 und das Phänomen "Rückkehr zur Mitte"

Osteopathen behandeln Patienten gemäss den Ihnen beigebrachten Dogmen. Erkenntnisse aus der etablierten und anerkannten Anatomie und Physiologie werden nur insoweit in die Osteopathie aufgenommen, wenn sie die osteopathischen Dogmen und Annahmen unterstützen. 

Eines dieser Dogmen leitet sich aus dem berühmten Satz des Gründers der Osteopathie Dr. Still (ein verzweifelter amerikanischer Arzt, der der damaligen Schulmedizin die Schuld am Tod seiner Kinder gab - und damit nicht ganz im Unrecht war, denn zu jener Zeit wurde noch mit viel Aderlass und Quecksilber behandelt) ab und zwar: "find it, fix it and leave it", zu deutsch: "finde es, repariere es und lasse es los / allein."

Was machen Osteopathen nun? 
Sie sind auf der Suche nach Funktionsstörungen, den sogenannten Läsionen. Nur niemand hat bis jetzt beweisen können, dass es sie überhaupt gibt. Es handelt sich hier um ein Konstrukt, denn ein Abbild der Realität. Der Osteopath sucht dem zufolge nach etwas, das es gar nicht gibt. Das ist in etwa so, wie die Suche nach dem heiligen Gral (den - wie wir mittlerweile alle wissen - nur Indiana Jones einmal für 5 Filmminuten gefunden hat. Danach ist er wieder verschwunden - im cineastischen Nirvana).

Da es die sogenannten "osteopathischen Läsionen" nicht gibt, muss der Osteopath auch noch andere Techniken einsetzen, dass es zumindest irgendeinen Effekt nach einer osteopathischen Behandlung hat. Da viele Osteopathen, die nicht als Heilpraktiker ohne einen Grundberuf tätig sind, eine medizinische Vorbildung haben, zum Beispiel in der Physiotherapie oder Sportwissenschaft, kommen immer auch andere Techniken aus der Manuellen Therapie, Massage oder Übungen 
zum Einsatz (Übungen eher seltener).

Nachdem der Osteopath nun also etwas "gefunden" hat, das es nicht gibt und es mit etwas behandelt hat, das es noch weniger gibt (zum Beispiel "Muscle Energy Techniken" oder dem sogenannten "V-Spread") und dann vielleicht das Ganze mit anderen Manuellen Techniken und zusätzlich aufmunternden Worte ergänzt, entlässt er seinen Patienten für 4-6 Wochen. 4-6 Wochen? Ja.

Das ist das Dogma hinter dem berühmten Satz von Dr. Stills. Nach der Behandlung erstmal in Ruhe lassen. Das wird dann schon wieder. So sagt man das natürlich nicht in den unzähligen Lehrbüchern für Osteopathie. Da spricht man von der Aktivierung der Selbstheilungskräfte.

Was passiert denn nun in den 4-6 Wochen, in denen der Patient "osteopathiefrei" hat? Die meisten Beschwerden werden in dieser Zeit wieder verschwunden sein. Warum? Das liegt in der Natur der Sache von normalen Krankheitsverläufen. Normal im Sinne von "am Häufigsten". Das nennt man auch "Regression to the mean". Googeln Sie es selbst mal.

Und es liegt in der Natur der menschlichen Sache, dass der Patient nun meint, die Osteopathie habe ihm sehr gut geholfen. Das ist allerdings ein Irrtum. 

In das gleiche Horn der langen Pausen zwischen den Behandlungen posaunen auch die abstrusen Ableger der Osteopathie, die Anhänger und Ausübenden der sogenannten "Craniosacralen Therapie", insbesondere die einer bekannten und markenrechtlich geschützten Craniosacralen Therapie, siehe auch hier. Der Apfel fällt ja bekanntlich nicht weit vom Stamm.

Zum Vergleich: Osteopathen behandeln meist 45-60min. pro Behandlung, danach sehen Sie den Patienten 4-6 Wochen nicht mehr bis zum Folgetermin. Physiotherapeuten behandeln 20-40min. (Einfach- oder Doppelbehandlungen), 2x oder 1x pro Woche über einen längeren Zeitraum. 

Was ist wohl beeindruckender? Schleichende Fortschritte in der Physiotherapie oder der scheinbare Fortschritt nach nur einer einzigen Behandlung mit Osteopathie? Beantworten Sie sich diese Frage bitte selbst. 



ergänzt /bearbeitet am 22.11.2022

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